Undav über die Doppelmoral im Fußball: „Fordert keine Typen, wenn ihr sie später kritisiert“

Deniz Undav hat in einem aktuellen Interview offen über ein Thema gesprochen, das den Profifußball seit Jahren begleitet: den Umgang mit starken Persönlichkeiten. Sein zentrales Argument: Die Branche fordert „Typen“ – doch sobald diese klare Meinungen äußern, stehen sie schnell am Pranger.

Als Beispiel nennt Undav Sandro Wagner, der für seine direkte Art bekannt ist. Wagner kommuniziert offen, ehrlich und oft ohne Rücksicht auf mögliche Kritik. Doch laut Undav wird genau dieses Verhalten häufig negativ ausgelegt, sobald sportliche Leistungen ausbleiben.

„Wagner ist ehrlich – und wird dafür kritisiert“

Undav beschreibt eine klare Doppelmoral im Fußballgeschäft:

Medien und Experten, so Undav, verlangten einerseits nach Charakterspielern – Spieler, die etwas zu sagen haben. Andererseits würden eben diese Persönlichkeiten bei der ersten Krise als „polarisierend“ abgekanzelt. Für Undav ein Kernproblem der öffentlichen Wahrnehmung.

Der moderne Fußball und seine widersprüchlichen Erwartungen

Spieler sollen heute authentisch, nahbar und meinungsstark sein – aber bitte nur, solange es niemanden stört. Sobald Aussagen nicht in den Mainstream passen, kippt die Stimmung. Viele Profis greifen deshalb lieber zu beliebigen Floskeln, statt konsequent ihre Meinung zu vertreten.

Undav stellt dem eine klare Haltung entgegen:

Er selbst habe gelernt, trotz öffentlicher Debatten bei seinem Stil zu bleiben. Auch wenn Kritik dazugehört, glaubt er, dass Authentizität langfristig mehr Gewicht hat als weichgespülte Aussagen.

Undav über seine eigene Rolle: Straßenfußballer, Stimmungsträger, Teamplayer

Im zweiten Teil des Interviews spricht Undav über seine eigene Persönlichkeit – und die unterscheidet sich bewusst vom typischen Profi-Image. Er sieht sich als Instinktspieler, als „Straßenfußballer“, der aus dem Bauch heraus Entscheidungen trifft. Auf dem Platz und daneben ist er jemand, der Emotionen reinbringt, laut lacht, Energie verbreitet.

Undav weiß, wie schnell sich Kritiken ändern können. Nach schweren Phasen bleibt er gelassen:
Für ihn zählt, jedes Spiel neu anzugehen, ruhig zu bleiben und sich nicht von außen beeinflussen zu lassen.

Ein Appell an die Fußballöffentlichkeit

Undavs Botschaft ist deutlich: Wer „Typen“ im Fußball verlangt, muss mit deren Charakter leben – auch wenn es mal unbequem wird. Andernfalls bleibt die Forderung nach Persönlichkeit nur eine hohle Phrase.

Seine Worte treffen einen Nerv im deutschen Fußball. Die Diskussion über Authentizität, mediale Erwartung und echte Charaktere dürfte damit erneut Fahrt aufnehmen.